Der Elfte September |
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Den 11. September werden Menschen meiner Generation niemals vergessen:
Wie die Flugzeuge den Stolz der Großstadt angreifen, wie Feuer und Rauch die Menschen aus den Trümmern treiben, wie gnadenlos die Piloten, von einer feindlichen Ideologie getrieben, die unschuldigen Opfer töten, und wie schließlich der Präsident sich persönlich den Mördern entgegenstellt, diesen perversen Killermaschinen, die in fremden Lagern in weit entfernten Ländern ausgebildet worden sind und wie er von diesen Killern --- umstandslos niedergemacht wird.
Die ganze Aktion kostete weit mehr als fünftausend Tote. Es ist der 11.September 1973 und das Land heißt Chile, die Stadt Santiago und der Präsident Salvador Allende, ein Held. Im Unterschied zu Dabbelju Bush war er mit guter Mehrheit demokratisch gewählt und er hatte es gewagt, auf gesetzlicher Grundlage und gegen Entschädigung die Kupferminen der US-Firma Anaconda zu enteignen. Nur die in Chile natürlich. Daraufhin empfahlen einige Konzerne der Vereinigten Staaten den Angriff auf den Präsidentenpalast und den Putsch in Chile, allen voran die Telekommunikationsfirma ITT, die wie so viele andere Telcomfirmen heute längst pleite ist und die ihren weltbekannten Sitz in dem preisgekrönten Pan-Am-Hochhaus in Manhattan hatte, ganz in der Nähe des späteren World Trade Center. Die Killer- und Foltertruppen für den Putsch wurden als special forces und Elite-Einheiten in den USA ausgebildet.
Plan, Geld und Auftrag kamen aus Washington; der Plan übrigens aus genau dem Teil des Pentagon, in dem jetzt hunderte Tote zu beklagen sind, darunter übrigens keine „unschuldigen Opfer“, denn dort arbeiten ausschließlich Soldaten. Der geheime Drähtezieher im Hintergrund, der Mastermind und Oberschurke dieses Verbrechens, der Finanzier und Auftraggeber, war der damalige US-Außenminister Dr. Henry Kissinger, der seine Promotion als Historiker über Bismarcks Geheimpolitik geschrieben hat.
Weil in diesem Falle mittlerweile zu beweisen ist, dass Kissinger direkt verwickelt war in die Ermordung eines chilenischen Generals, der den Putsch nicht mitmachen wollte, findet seit einem Jahr in Südamerika ein Gerichtsverfahren gegen ihn statt. Selbstverständlich weigert sich der promovierte Mörder, vor Gericht aufzutreten. Und selbstverständlich wird auch keine südamerikanische Regierung eine Streitmacht von 5000 Fliegern und hunderttausend Soldaten nach USA schicken, um Kissinger einzufangen und vor Gericht zu stellen, denn - und das ist leider die „Moral“ von der Geschichte, sie haben nicht die Macht dazu. (Wohl aber hat die demokratische Öffentlichkeit jetzt den Fall aufgegriffen, es gibt neue Recherchen, Zeitungsartikel und Bücher darüber, zum Beispiel: Christopher Hitchens: Die Akte Kissinger, dva 2001, 39,80 DM. Auf diese Art ist Kissinger am Ende wohl auch erledigt.)
Es ist klar, was ich mit diesem Beispiel sagen will: Infinite justice,- wirkliche Gerechtigkeit wird nicht dadurch hergestellt, dass diejenigen, die es sich leisten können, ihre Feinde jagen und töten und die anderen, die es sich nicht leisten können, müssen sich alles gefallen lassen und dürfen höchstens mal applaudieren, wenn der Gegner einen oder zwei Türme verliert. Wirkliche Gerechtigkeit heißt die Herstellung einer Weltwirtschaftsordnung, in der nicht eine Hälfte der Menschheit zum Verhungern verurteilt ist.- Im übrigen bin ich jetzt auch für Krieg. Auge um Auge, Zahn um Zahn, wie es in der Bibel heißt: Ich finde, Dabbelju Bush soll ein Selbstmordattentat auf Kabul fliegen, dann wären die Probleme erstmal gelöst.
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